Kerstin Kempker Teure Verständnislosigkeit Die Sprache der Verrücktheit und die Entgegnung der Psychiatrie
Cover im Großformat | Cover-Rückseite | Über die Autorin | Inhaltsverzeichnis | Einleitung | Nachwort | Leseprobe | Rezensionen | English information | Home Über das BuchKerstin Kempker bringt die grenzziehende psychiatrische und die grenzüberschreitende verrückte Welt an ihren Berührungspunkten zum Sprechen. Dabei nutzt sie die Kunst der Collage, um sonst nur getrennt geführte Diskurse literarische, philosophische, psychiatrische wie antipsychiatrische aufeinanderprallen zu lassen. Gerade die literarischen Stimmen wie Ingeborg Bachmann, Antonin Artaud, Sylvia Plath, Unica Zürn, Robert Walser machen deutlich, dass un(zeit)gemäße und ungemäßigte Wahrnehmungen, Empfindungen und Äußerungen eine Gabe sein können, die zwar ihren Preis, mit Krankheit aber nichts zu tun hat. Preis der Verrücktheit ist das Risiko der Psychiatrisierung und der Verlust der gemeinsamen Sprache; Preis der Anpassung wäre jedoch die Preisgabe der eigenen Identität. Die Schweizer Publizistin Ursula Zangger (Zürich) folgte in ihrer Buchbesprechung der Autorin in den hermetisch geschlossenen Käfig der Sprache, wobei ihr so manches Mal Hören und Sehen verging. Auf verdiente Weise mache die Autorin auf ein modisches Wechselbalg der psychiatrischen Ausgrenzung von Verrücktheit aufmerksam, die literarische Mode Wahnsinn; die böseste Fiktion und die perfideste Art der Ausgrenzung sei eine verklärende utopisch-romantische Gegenwelt von der reichen Erfahrungswelt der Krankheit. »Kerstin Kempkers Buch hat eine reinigende Wirkung, es ermöglicht, Abstand zu gewinnen vom selbstverständlichen Sprachgebrauch und von falschen und unklaren Vorstellungen von der tatsächlichen Vorgehensweise der Psychiatrie. Die Ausgrenzung der sogenannt Verrückten findet eben nicht am Rande der Gesellschaft und durch anonyme Institutionen statt. Jede/r ist beteiligt und beteiligt sich an ihren Mechanismen und gerät auch nur allzu schnell ins klebrige Netz. Kerstin Kempker erweitert unseren Wirklichkeitssinn mit sowohl Verstandeskraft wie auch mit Musil gesprochen mit vitaler Möglichkeitssinneslust.« »Teure Verständnislosigkeit« zeigt durch die Montage belletristischer, philosophischer, psychiatrischer und antipsychiatrischer Zitate sowie ausgewählter grenzüberschreitender Kunstwerke, wie wenig Psychiatrie schon von ihren Prämissen her von Verrücktheit versteht bzw. dem, was sie Schizophrenie nennt. Psychiater wie Eugen Bleuler, Klaus Dörner, Emil Kraepelin oder Leo Navratil auf der einen Seite tauchen in dem Buch ebenso auf wie Thomas Anz, Franca Basaglia-Ongaro, Samuel Beckett, Gaetano Benedetti, Paul Celan, David Cooper, Fernand Deligny, Michel Foucault, Erving Goffman, Ronald D. Laing, Mariella Mehr, Adolf Muschg, Urs Ruckstuhl, Marc Rufer, Thomas S. Szasz, Paul Watzlawick und Ludwig Wittgenstein auf der anderen, der nicht- bzw. antipsychiatrischen Seite, ebenso Bildende KünstlerInnen der art brut und der Prinzhorn-Sammlung. Der Text fordert heraus zum Querdenken, zum Befragen des Selbstverständlichen.
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