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des Antipsychiatrieverlags
Erklärung zur Pressekonferenz von PSYCHEX vom 7. Juni 1990
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Peter
Lehmann
Für ein Recht auf psychopharmakafreie Hilfe
Zwangspsychiatrisierung ist nicht der Zwang des Menschen zu seinem
Glück, sondern in der Regel das Einsperren, das mit der Behandlung
mit neurotoxischen Psychodrogen einhergeht: In totalitären Staaten
werden diese psychiatrischen Psychopharmaka zur Folter benutzt,
in der Tiermedizin u.a. zur Beruhigung von Schweinen auf Transporten;
in der Psychiatrie sollen dieselben, stereotyp verabreichten und
als "antipsychotische Neuroleptika" bezeichneten Chemikalien zur
Heilbehandlung sogenannter Schizophrener und anderer solcherart
Psychotiker dienen.
Zwangspsychiatrie heißt Behandlung mit Psychodrogen, von denen
bekannt ist, dass sie in der Regel zu schweren körperlichen, geistigen
und psychischen Schäden führen: u. a, zu Leberschäden, zu Geschwulstbildungen
in den Brustdrüsen, zur Lahmlegung des Hormonapparates (somit
zu Impotenz, Sterilität und Ausbleiben der Menstruation), zu Chromosomenschäden
(somit zu Missbildungen, wie sie auch Thalidomid/Contergan herbeiführte),
zum Abbau der geistigen Fähigkeiten, zu emotionaler Vereisung,
Apathie und Verzweiflung (bis hin zur Selbsttötung) sowie insbesondere
zu neurologischen Schäden wie Parkinson-Erkrankung und bleibenden
Nervenzellveränderungen, die eine erhöhte Psychose-Anfälligkeit
bewirken.
Ein Verbot der Zwangsbehandlung, wie es im medizinischen Bereich
selbstverständlich ist, ist für die Psychiatrie überfällig. Ein
möglicher Schritt auf dem Weg zum Schutz vor Zwangsbehandlung
einem Schutz, der die Zwangspsychiatrie historisch überwinden
könnte ist neben der Schaffung nicht-psychiatrischer Alternativen
die rechtliche Sicherstellung des (in Westberlin seit 2 Jahren
erfolgreich angewendeten) PSYCHIATRISCHEN TESTAMENTS. Diese juristische
Maßnahme beruht auf einer Idee, die der amerikanische Psychiater
Thomas S. Szasz entwickelte: Per Vorausverfügung können Menschen
wie Sie und ich jetzt im Zustand der nicht-angezweifelten Normalität
festlegen, wie Sie behandelt oder nicht-behandelt werden wollen,
sollten andere Sie als behandlungsbedürftig in die Anstalt sperren.
Vor psychiatrischer Zwangsbehandlung können wir uns schützen,
wie wir uns auch vor AIDS schützen können: rechtzeitig, solange
es noch nicht zu spät ist.
Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Menschen für die Befreiung
der wehrlosen Zwangsinternierten und Zwangsbehandelten einsetzen
würden aus humanitären Gründen, und um den für einen
Staat mit demokratischem Anspruch zweifelhaften rechtsfreien
Raum der Psychiatrie abzuschaffen.