Peter
Lehmann
Psychopharmaka absetzen: in Selbsthilfe und mit therapeutischer
Unterstützung
Mediziner und Psychiater meinen zu wissen, wann sie psychiatrische
Psychopharmaka verordnen müssen. Doch über Entzugserscheinungen
(auch bei Antidepressiva, Lithium und Neuroleptika, sogenannten
antipsychotischen Medikamenten), über Rebound- und Supersensitivitätseffekte,
Rezeptorenveränderungen und behandlungsbedingt verstärkte oder chronifizierte
Psychosen und Depressionen machen sie sich wenig Gedanken, geschweige
denn, dass sie die Betroffenen über diese Probleme informieren und
ihnen gar beim Absetzen beistehen von Ausnahmen abgesehen.
Um dieses Tabu zu brechen, haben sich erstmals eine Reihe kritischer
Psychiatriebetroffener, Mediziner, Psychiater, Psychotherapeuten,
Sozialpädagogen und Heilpraktiker in zwei neuen Büchern zu Wort
gemeldet. Angesichts der Tatsache, dass in Schmerzensgeldklagen im
psychiatrisch-medizinischen Bereich unterlassene Absetzversuche
und daraus resultierende iatrogene Schäden bereits in Urteilsbegründungen
eingegangen sind, wird dieses Thema wohl so schnell nicht mehr von
der Tagesordnung verschwinden.
Alternative psychosoziale Dienste
Ein wesentliches Charakteristikum alternativer psychosozialer Dienste,
so Karl Bach Jensen, Manager des Begegnungszentrums "Vækststedet"
("Ort des Wachstums") im dänischen Kolding und 1994 bis
1996 Vorsitzender des Europäischen Netzwerks von Psychiatriebetroffenen,
würde darin bestehen, Menschen bei der Bewältigung ihrer Probleme
zu helfen unter anderem durch gegenseitige Lernprozesse,
Rechtsbeistand, alternative Medizin, gesunde Ernährung, natürliche
Heilverfahren und spirituelle Übungen. Die alternative Arzneimittelkunde
habe ein großes Wissen über die Wirkung von Kräutern und Homöopathika,
die dem Körper und der Psyche helfen können, Entspannung und Wiederherstellung
des Gleichgewichts zu finden. Mit solchen Dingen könne man möglicherweise
nicht so viel Geld verdienen, doch sie sind es, die Zukunft haben,
schrieb Jensen im Schlusswort des neu erschienenen und von Peter
Lehmann herausgegebenen Buch "Psychopharmaka absetzen
Erfolgreiches Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium,
Carbamazepin und Tranquilizern". Dies könne natürlich nicht
heißen, die Augen zuzumachen vor den realen Problemen, die viele
Menschen haben. Menschen sollte bei der Bewältigung ihrer Probleme
wirksam geholfen werden. Laut Jensen müssten sich alternative Systeme
und dezentrale Dienste um die Bedürfnisse von Menschen mit psychosozialen
Problemen in einer Weise kümmern, dass der Gebrauch von synthetischen
und giftigen psychiatrischen Psychopharmaka minimiert und auf lange
Sicht überflüssig wird. Einen integrierten Teil eines zukünftigen,
ökologisch und humanistisch ausgerichteten Gesellschaftssystems
stelle der Verzicht auf toxische Stoffe in der Natur, im Wohnbereich,
in der Ernährung und in der Medizin dar. Der Verzicht auf den Einsatz
chemischer Gifte im psychosozialen Bereich könne unter folgenden
Gesichtspunkten entwickelt werden:
"In der Öffentlichkeit, bei Professionellen wie bei
Betroffenen ist ein Bewusstsein über das inhumane, gefährliche und
schädliche Kosten-Nutzen-Verhältnis chronischer Einnahme psychiatrischer
Psychopharmaka zu schaffen. Internationale Empfehlungen und nationale
Gesetze, die psychiatrische Zwangsbehandlung und speziell juristisch
verfügte Auflagen zur Dauereinnahme im ambulanten Bereich ermöglichen,
müssen bekämpft und verhindert werden. Es ist wichtig, Wissen über
Entzugsprobleme und darüber, wie diese gelöst werden können, zu
sammeln und zu verbreiten. Spezielle Hilfsprogramme und Einrichtungen
für Menschen mit Abhängigkeitsproblemen müssen entwickelt werden.
Die Aufklärung über schädliche Wirkungen und Abhängigkeitsrisiken
ist bereits vor der Erstverabreichung psychiatrischer Psychopharmaka
sicherzustellen. Die Verursacher psychopharmakabedingter Schmerzen,
Leiden und Behinderungen sind zur Zahlung von Schmerzensgeld zu
verpflichten. Es müssen Methoden, Systeme, Dienste und Institutionen
einer kurz-, mittel- und langfristigen Hilfe und Unterstützung entwickelt
werden, die in keiner Weise auf der Verabreichung von synthetischen
Psychopharmaka aufbauen."
Absetzen im Weglaufhaus
Eine dieser wenigen alternativen Einrichtungen, in denen Psychiatriebetroffene
in ihrem Wunsch nach möglichst gefahrlosen Absetzen von psychiatrischen
Psychopharmaka vorbehaltlos unterstützt werden, ist das Weglaufhaus
in Berlin. Dort arbeiten zehn PsychologInnen, SozialarbeiterInnen,
ehemalige Psychiatriebetroffene und vier Honorarkräfte rund um die
Uhr (wobei die Hälfte der MitarbeiterInnen ehemalige Psychiatriebetroffene
sind). Wie in dieser bundesweit einzigartigen öffentlich finanzierten
antipsychiatrischen Zufluchtstätte für Psychiatriebetroffene ohne
Wohnung (Tel. 030 40632146) mit psychiatrischen Psychopharmaka
umgegangen wird, schildert die Mitarbeiterin Kerstin Kempker in
ihrem Buch "Flucht in die Wirklichkeit Das Berliner
Weglaufhaus":
"Wenn man davon ausgeht, dass es ein Hauptanliegen
des Weglaufhauses ist, einen Ort jenseits psychiatrischer Zuschreibungen
und Methoden zu bieten, dann müsste die Auseinandersetzung mit der
psychiatrischen Methode überhaupt, dem Verschreiben und Verabreichen
von Neuroleptika, Antidepressiva und Tranquilizern, eigentlich einen
großen Raum im Weglaufhaus einnehmen. Auf den ersten Blick vielleicht
erstaunlich, auf den zweiten aber gar nicht: Pillenschlucken ist
im Weglaufhaus kaum Thema. Es wird gestritten, gelitten, gebrüllt,
zerstört aber es wird selten geschluckt (Pillen, Alkohol),
wenn auch viel geraucht (Tabak). Es wird viel Tee getrunken, verschiedenste
Kräutertees, zeitweilig auch viel Kaffee. Der Sandsack im Keller
wird genutzt, noch häufiger die weiten Felder, die sich am Ende
der Straße bis zum Nachbardorf erstrecken. Wer nachts nicht schlafen
kann, bleibt wach, redet mit uns, mit anderen BewohnerInnen oder
mit sich selbst, badet, hört Musik, liest, kocht sich etwas. Bei
MitarbeiterInnen wie BewohnerInnen beliebt sind ausgiebige Abendspaziergänge."
Den ständigen Anlass für eine Pille, wie ihn viele aus der Psychiatrie
kennen, gebe es nicht, was für manche gerade zu Beginn ihres Aufenthalts
schwer auszuhalten sei. Sie fährt sie fort:
"Denn so sehr sie auch loskommen wollen von diesen
Psychopharmaka, so sehr ist es auch ihre 'letzte Krücke', das, was
da ist, wenn sonst nichts mehr da ist. Es hat sich bewährt, für
solche Momente einen Platz in unserem Safe anzubieten. Wir heben
das Mittel dort auf, und wenn wirklich nichts mehr geht, dann kann
er oder sie darauf zurückgreifen. Diese Sicherheit hat fast immer
genügt, um von ihr nicht Gebrauch machen zu müssen. Auf dem Weg
zum Safe sind außerdem wir anzusprechen, nicht als Krankenpfleger,
mit denen um die Bedarfsmedikation gerungen wird, sondern als Menschen,
die begreifen wollen, was los ist, denen 'zig andere Dinge als Entlastung,
Überbrückung, vielleicht Lösung einfallen, am allerwenigsten aber
Pillen."
Und da alle BewohnerInnen, die mehr als zwei Wochen im Weglaufhaus
blieben, entweder von vornherein keine psychiatrischen Psychopharmaka
schluckten oder aber diese plötzlich bzw. stufenweise im Weglaufhaus
absetzten, gebe es auch unter den MitbewohnerInnen ein großes Erfahrungspotential,
wie es 'ohne' gehen kann und was überhaupt alles erst 'ohne' wieder
geht.
Keine Patentrezepte!
Ein Patentrezept, mit dem Probleme beim Absetzen und beim Entzug
von psychiatrischen Psychopharmaka ausgeschlossen werden können,
gibt es jedoch nicht. Dies ist ein Erfahrungsgrundsatz, den die
35 psychiatriebetroffenen AutorInnen von "Psychopharmaka absetzen"
ebenso teilen wie die zehn Psychotherapeuten, Psychiater, Mediziner,
Sozialarbeiter und Heilpraktiker, die ergänzend berichten, wie sie
ihren Klientinnen und Klienten beim Absetzen helfen.
Die Verschiedenheit der Menschen, ihrer Probleme und ihrer Möglichkeiten
verbietet einen Gedanken an Patentrezepte schon im Ansatz. Der Überblick
über die von den AutorInnen beschriebenen Faktoren, die sie für
ihr erfolgreiches Absetzen als wesentlich betrachten, zeigt die
Vielfalt der Herangehensweisen und Bedürfnisse.
Absetzen in Selbsthilfe
Bei sich abzeichnenden Problemen ist die allmähliche Dosisreduzierung
der beste Weg, Entzugsrisiken zu verringern. Dies ist besonders
wichtig, wenn das Psychopharmakon länger als ein oder zwei Monate
verabreicht wurde. Optimal wäre es, wenn alle Faktoren, die für
ein erfolgreiches Absetzen genannt wurden, gleichzeitig vorhanden
sind: eine verantwortungsbewusste Einstellung, eine an die Bedingungen
des Körpers, des Psychopharmakons, der Dosis und Dauer der Einnahme
angepasste Absetzgeschwindigkeit, ein unterstützendes Umfeld, geeignete
Hilfemaßnahmen, fähige Profis und eine unterstützende Selbsthilfegruppe.
In der Regel ist jedoch davon auszugehen, dass die Bedingungen beim
Absetzen alles andere als optimal sind. Schlimmstenfalls bleibt
nichts anderes übrig, als sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf der
psychopharmakologischen Abhängigkeit herauszuziehen. "Wie Münchhausen",
wird der psychopharmakaabhängige Pirmin Reichenstein von seinem
absetzerfahrenen Bruder belehrt. Gerda W.-Z. macht Mut:
"Wir sind auf uns selbst Gestellte, aufgerufen, verantwortlich
zu leben. Wir sind nicht nur von anderen Verurteilte, von anderen
Geknebelte. Wir haben immer mehr Kräfte (auch Selbstheilungskräfte)
zur Verfügung, als wir an dunklen Tagen glauben mögen."
Einige AutorInnen schreiben, als Voraussetzung fürs Gelingen sei
es wichtig, psychopharmakaverordnende Mediziner in ihrer Inkompetenz
bzw. ihren herabgesetzten Möglichkeiten zu wirksamer Hilfe zu durchschauen,
Illusionen in ihre Hilfeversprechen aufzugeben und sich vom behandelnden
Arzt bzw. Psychiater sowie dem stigmatisierenden und die Betroffenen
zu handlungsunfähigen Patienten machenden Krankheitsverständnis
zu trennen. "Ich habe 21 wertvolle Jahre meines Lebens verschenkt
und vergeblich auf Besserung oder Heilung gehofft", resümiert
Bert Gölner. Schließlich sagte ihm sein Verstand: "Erkenne
dein Leiden und sei dein eigener Therapeut hilf dir selbst,
sonst hilft dir keiner."
Um das Absetzen auch mittel- und langfristig erfolgreich zu machen,
sei es generell notwendig, sich der Anpassung an unangenehm empfundene
Situationen zu verweigern; hierzu kann sowohl das Verlassen einer
belastenden Umgebung gehören wie auch die Beendigung einer ungeeigneten
Partnerschaft. Bereits das Auftreten einer 'psychischen Krankheit'
sei an sich ein Signal, das die Notwendigkeit von Veränderungen
anzeige, so Maths Jesperson: "Verrücktheit ist keine Krankheit,
die es zu kurieren gilt. Meine Verrücktheit trat ein, um von mir
ein neues Leben einzufordern."
Wer es lernt, die eigenen Gefühle ernstzunehmen, der eigenen Intuition
zu folgen, Warnzeichen aufkommender Krisensituationen zu erkennen
und entsprechend zu reagieren, entgeht eher der Gefahr, erneut Psychopharmaka
verordnet zu bekommen. So war es für einige AutorInnen hilfreich,
dass sie Gelassenheit gegenüber belastenden Lebensumständen, Geduld,
Mut und Entschlossenheit sowie die Einsicht entwickelten, dass Leiden
zum Leben dazugehört. Sie gestehen sich jetzt Fehler zu, akzeptieren
Rückschläge, ohne gleich zu verzweifeln. So schreibt Tara-Rosemarie
Reuter: "Um das Instrumentarium zu verfeinern, braucht es Rückfälle.
Wie anders sollte man sonst lernen?"
Die AutorInnen haben gelernt, angstbesetzte Situationen zu durchleben
und tiefsitzende Ängste abzubauen. Wilma Boevink berichtet:
"Im Lauf der Jahre habe ich den Mut gefunden, dem
in die Augen zu sehen, was ich mit all den Abhängigkeiten hatte
zudecken wollen. Ich habe die Ungeheuer aus meiner Vergangenheit
bekämpft, und um das tun zu können, musste ich sie erst zulassen
und ihnen in die Augen sehen. (...) Man muss zudem den Mut aufbringen,
sich einzugestehen, wie es so weit hatte kommen können."
Sich aus emotionalen Verstrickungen zu lösen, gelang den Betroffenen
um so leichter, je eher sie Einsicht in Gewaltzusammenhänge entwickelten,
verrückte und störende 'Symptome' verstanden und angemessen in alternativer
Weise auf Krisen reagierten. Entsprechend gewinnen die 'Symptome'
trotz aller möglicherweise mit ihnen einhergehenden Gefahren und
Leidenszustände an Aussagekraft. Die nach Ende einer akuten 'Phase'
ob Verrücktheit oder Depression aufgenommene Suche
nach dem 'Sinn des Wahnsinns' hat vorbeugenden Charakter, wie Regina
Bellion feststellt:
"Wer sich danach mit seinen psychotischen Erlebnissen
auseinandersetzt, läuft anscheinend nicht so bald in die nächste
psychotische Phase."
Manche nennen als Grundvoraussetzung, die eigene (Mit-)Verantwortlichkeit
für ihr Leben, ihre problembelastete Vergangenheit und ihre Verantwortung
für ihre Zukunft zu erkennen. Carola Bock erkennt selbstkritisch:
"Heute weiß ich, dass ich mit schuld an den Krisen
war, weil ich falsch gehandelt hatte und selbst kein Engel war.
Meine Probleme war ich oft falsch angegangen, zu kopflastig, Lebenserfahrung
hatte ich auch noch nicht genügend gesammelt."
Als sehr konkrete Auswirkung von Selbstverantwortung gilt einigen
die Notwendigkeit, auf gesunde und regelmäßige Schlafgewohnheiten
zu achten.
Zu den positiven Lebensperspektiven, die das Absetzen von Psychopharmaka
begünstigen, zählen vor allem eine erfüllende und sinnvolle Beschäftigung,
sei es eine bezahlte Arbeit oder eine hobbyartige Tätigkeit (insbesondere
Schreiben), sowie Freundschaften und die Liebe. Dabei kommt es auch
darauf an, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, sondern
sich abgrenzen und auf die Hinterbeine stellen zu lernen und auch
über heikle Dinge zu sprechen. Freundschaften beweisen ihren Wert,
wenn der Kontakt auch in Krisen aufrecht erhalten wird.
Auf gleicher Ebene anzusiedeln sind Selbsthilfegruppen, sofern
sie es ermöglichen, dass ein offener Austausch über persönliche Probleme
ohne Beeinflussungsversuche stattfindet. Selbsthilfegruppen liefern
auch den Rahmen für gegenseitige Beratung und für die Verbreitung
von Informationen über mögliche Psychopharmakaschäden und Entzugsprobleme.
"Am meisten brachten mir jedoch die Gespräche mit den Erfahrenen,
die vergleichbare Erlebnisse und eine ähnliche Weltanschauung hatten",
berichtet Nada Rath.
Professionell unterstützen
Als weitere Hilfen beim Verringern von Absetz- und Entzugsproblemen
gelten homöopathische Entgiftung, Linderung von Entzugsproblemen
mit naturheilkundlichen Mitteln (z.B. Johanniskraut, Baldrian),
Körperarbeit, Psychotherapie, Gruppen- und Einzelgespräche, sportliche
Betätigung, Meditation, Gebete, schamanische Praktiken und vieles
mehr.
Wie wichtig eine nichtdiskriminierende zwischenmenschliche Beziehung
zwischen Absetzwilligen und professionellen HelferInnen ist, betont
Erwin Redig:
"Die Unterstützung wird nicht von den Leuten kommen,
die uns für krank erklärt haben. Sie muss bei denen gesucht werden,
die uns mit anderen Augen sehen, die eine ehrliche Wertschätzung
für uns empfinden und ein wirkliches Interesse an uns haben."
Professionelle HelferInnen nennen als Voraussetzung für eine wirksame
Unterstützung ihre menschliche Präsenz sowie ihre gute Erreichbarkeit
in der krisenträchtigen Zeit des Absetzens. Aber auch die Betroffenen
müssen ihren Teil zur Überwindung der Probleme beitragen, die mit
dem Absetzen einhergehen können. Dass dies nicht immer einfach ist,
weiß die Psychologin Constanze Meyer:
"Gemeinsam ist diesen Lösungen, dass sie meist zeitaufwendig
sind und eine aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation
und mit den eigenen Einstellungen und Verhaltensmustern erfordern."
Je mehr Angst beim Absetzen auf seiten der Betroffenen vorhanden
ist, desto wichtiger wird das Vertrauensverhältnis zum professionellen
Helfer und dass "... der Patient weiß, dass er sich bei auftretenden
Schwierigkeiten auf seinen Therapeuten verlassen kann", so
der Heilpraktiker Klaus John. Seine Kollegin Elke Laskowski weist
auf das Zusammenspiel zwischen fachlichen und menschlichen Angeboten
hin: "Natürlich besitzen Gespräche und Angebote, jederzeit
anrufen zu können, ebenfalls eine nicht zu unterschätzende therapeutische
Wirkung."
Bei den Betroffenen möglicherweise vorhandene Ängste sollten durch
sachliche und fundierte Informationen über Risiken der Psychopharmaka
sowie des Absetzens relativiert und so verringert werden. Dass sich
die bei der Begleitung von Entzugsprozessen verwendeten Praktiken
wie zum Beispiel Akupunktur oder Bach-Blüten bei Berichten der psychopharmakabetroffenen
AutorInnen wiederfinden, ist wenig überraschend. Andere Maßnahmen,
beispielsweise Ernährungsumstellung oder ein durchdachter Einsatz
'körpereigener Drogen', sind es angesichts der häufig noch vorhandenen
Probleme, ohne Psychopharmaka zurechtzukommen, sicher wert, von
Absetzwilligen ausprobiert zu werden.
Weiterführende Literatur
-
Kempker,
Kerstin (Hg.): Flucht in die Wirklichkeit Das Berliner
Weglaufhaus, Berlin: Antipsychiatrieverlag 1998
-
Lehmann,
Peter (Hg.): Psychopharmaka absetzen Erfolgreiches
Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium, Carbamazepin
und Tranquilizern, Berlin: Antipsychiatrieverlag 1998
(5., aktualisierte und erweiterte Auflage 2019; E-Book
2023)
-
Lehmann, Peter: "Schöne neue Psychiatrie",
Band 2: Wie "Psychopharmaka
den Körper verändern", Berlin: Antipsychiatrieverlag
1996 (S. 353-456: über Entzugserscheinungen und Absetzprobleme
auch bei Antidepressiva, Neuroleptika und Lithium) (E-Book
2022)
-
Ochsenknecht, Anna: "Die seelische Balance Pflanzenheilkundliche
Unterstützung bei psychischen Problemen und beim Entzug von
Psychopharmaka", in: Kerstin
Kempker / Peter Lehmann (Hg.): Statt Psychiatrie",
Berlin: Antipsychiatrieverlag 1993, S. 82-94
Copyright by Peter Lehmann 1999
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