Moderation: Peter Lehmann
Thema der AG sollte der Entschluss
zum Absetzen psychiatrischer Psychopharmaka Motivation, Zeitpunkt,
Umfeld etc. sein, positive und negative Erfahrungen sollten
zusammengetragen und die Möglichkeiten eines relativ gefahrlosen
Absetzens ausgelotet werden. Bei ca. 60 TeilnehmerInnen von einer
Arbeitsgruppe zu sprechen, wäre kühn, eher war es eine Podiumsdiskussion.
Die große Zahl der TeilnehmerInnen hatte mit dem für viele existentiellen
Thema zu tun, zum anderen hatte sich der Hauptreferent Marc Rufer,
der wie ich und mit mir schon seit 20 Jahren am selben Thema arbeitet,
der Gruppe als Co-Moderator angeschlossen. Die Interessen waren
vielfältig, die Diskussion lebhaft.
Zuerst ging Marc Rufer auf Fragen
ein, die nach seinem Vortrag noch offen waren, dann widmeten wir
uns dem umfangreichen Thema "Absetzen" von allen Seiten und in
all seinen Nuancen, Ausprägungen und Verästelungen. Von der Frage
der genetischen Verursachung psychischer Probleme über den Sinn
der Diagnostik, insbesondere der umstrittenen "Schizophrenie",
über das so genannte Kompetenznetz Schizophrenie (inkl. der geplanten
vorbeugenden Neuroleptika-Verabreichung an später möglicherweise
als psychisch krank diagnostizierter Kinder) stießen wir auf unmittelbar
absetzbezogene Themen wie Schlafstörungen, die sowohl Entzugsprobleme
wie auch erste ernstzunehmende Anzeichen wiederkehrender psychischer
Notlagen sein können.
Wir sprachen über Vorausverfügungen
aller Art, mit der sich Psychiatriebetroffene rechtlich gegen
unerwünschte Behandlungen und Betreuer abzusichern versuchen können
für den Fall befürchteter unerwünschter psychiatrischer Maßnahmen
bei Wiederauftreten psychischer Probleme. Lithium sowie Rezeptorenveränderungen
bei herkömmlichen und so genannten atypischen Neuroleptika waren
ebenso Thema wie die Frage, wie Abhängigkeit eigentlich definiert
ist.
Dass die ursprünglichen Probleme,
die zur Psychopharmaka-Einnahme geführt hatten, mit dem Absetzen
der Substanzen nicht verschwunden sind, war unstrittiger Konsens
wie auch die Einsicht, dass insbesondere nach längerer Zeit der
Einnahme das Absetzen langsam und stufenweise stattfinden sollte,
begleitet von Reflexion evtl. in einer Selbsthilfegruppe (ohne
Besserwisserei) oder in Therapie.
Angesprochen wurde, dass Ärzte oft
uninformiert sind und es von daher notwendig ist, sich selbst
über mögliche Entzugsprobleme zu informieren, z.B. im Internet
unter frei zugänglichen Medikamentenverzeichnissen, siehe www.peter-lehmann-publishing.com/info/sources.htm,
über vorhandene Fachliteratur.